Geschichtliches

1950 - bis heute

Am 1. April 1948 erhielt seine Tochter Käte Braune ihren Gesellenbrief als Bäcker, 1951 absolvierte sie die Meisterprüfung. Ab 1949 durfte auch wieder Kuchen hergestellt werden. 1952 heiratete Käte Braune den hier tätigen Bäckermeister Josef Gniosdorz. Ein Gesuch an das Standesamt zur Führung des gemeinsamen Familiennamens Braune wurde abgelehnt.

 

Geschäftlich ging es langsam aufwärts. Nach der Einstellung des elften Mitarbeiters wurde der Betrieb jedoch aus der Handwerkskammer ausgeschlossen und der Industrie- und Handelskammer, später Handels- und Gewerbekammer, zugeordnet. Damit verbunden war eine deutlich höhere Besteuerung des Unternehmens. In den 6oer Jahren war die wirtschaftliche Situation der Bäckerei sehr angespannt. Erst die Einführung der staatlichen Brotstützung 1967 ermöglichte wieder ein Arbeiten ohne Verluste.

 

So konnten dann am 1. Januar 1968 die Bäckermeister Käte (geborene Braune) und Josef Gniosdorz die Bäckerei übernehmen. Die größten Schwierigkeiten in diesen Zeiten waren die Beschaffung von Rohstoffen und Arbeitskräften. Absatz für die Bäckereiprodukte gab es reichlich, oft standen vor dem Bäckerladen die Menschen Schlange nach frischem Brot und frischen Brötchen.

 

Im Jahre 1972 rollte eine weitere Verstaatlichungswelle durch das Land. Auch die Bäckerei Braune sollte nun ein VEB (Volkseigener Betrieb) werden. Warum letzten Endes niemand kam, um den bereits verkündeten Akt der Verstaatlichung zu vollziehen, ist bis heute unbekannt. Vielleicht waren auch städtische Pläne zur Schaffung einer PGH (Produktionsgenossenschaft Handwerk) dafür die Ursache. In den nächsten beiden Jahren wurde massiv auf die Potsdamer Bäcker Druck ausgeübt, eine PGH zu gründen, Braune sollte Leitbetrieb werden. Es ist wohl der Sturheit einiger Meister zu danken, dass Potsdam die einzige Bezirkshauptstadt der DDR ohne PGH des Bäckerhandwerks blieb. Die Bäckerei Braune konnte als beliebte Bäckerei in Potsdams Innenstadt bestehen bleiben.

 

1984 begann der Konditor und Backwareningenieur Werner Gniosdorz seine Tätigkeit hier, um seine Eltern (beide Jahrgang 1923) zu unterstützen.

 

Am 24. Juli 1989 wurde der Konditormeister Werner Gniosdorz Inhaber der Bäckerei Braune. Es war eine unruhige Zeit. Im November fiel die deutsche Mauer und auch wirtschaftlich änderte sich vieles. So war es möglich, den für 1993 geplanten Backofen kurzfristig im Sommer 1990 zu bauen. Der alte Ofen aus dem Jahre 1922 wurde abgerissen und an gleicher Stelle ein neuer Elektroofen gebaut. Das Energiekombinat Potsdam hatte die Genehmigung eines Stromkontingents davon abhängig gemacht, dass in Eigenleistung eine neue Stromleitung zum nächsten Trafohaus gezogen wird

 

Die Einführung der D-Mark am 1.7.1990 brachte massive Umsatzeinbrüche mit sich. Die Produktionsmengen hatten sich von heute auf morgen halbiert, da die Menschen für ihr Geld jetzt ja auch im Westen einkaufen konnten.

In der folgenden Zeit wurde viel investiert. Zunächst ein neuer Teigkneter und einen zweiten Backofen (Stikkenofen mit Umluftheizung), um auch so schöne große „Westbrötchen“ herzustellen. Wie groß war die Enttäuschung, dass unsere Kunden inzwischen lieber unsere kleinen Schrippen kaufen wollten. Also schwenkten wir wieder auf die alte traditionelle Technologie um, nach der wir heute noch arbeiten. Langsam, aber stetig wuchs der Kundenstamm wieder und es konnte weiter in moderne Produktionsgeräte investiert werden. Der Laden jedoch wurde nicht erneuert, sondern „nur“ aufgearbeitet. So betritt der Kunde heute einen Bäckerladen, wie er Anfang der 30er Jahre entworfen wurde. Bei der Sanierung der Fassade wurde ebenfalls der Zustand von 1931 wieder hergestellt.

In dem alten Bäckerhaus befindet sich heute ein mit modernen Maschinen und Geräten ausgestatteter Handwerksbetrieb, in dem Bäcker, Konditoren, Verkäuferinnen, Lehrlinge und Hilfskräfte, insgesamt 20 Personen, ihr Tagewerk verrichten.